LOGOPÄDISCHE PRAXIS SEEL

Redeflussstörungen:

Stottern / Poltern Stottern Stottern ist eine Störung des Redeflusses, deren Ursache bis heute nicht vollständig geklärt werden konnte. Es gibt zahlreiche Erklärungsversuche, von denen manche sich nicht bewahrheitet haben, andere konnten lediglich Teilphänomene des Stotterns erklären. Die momentan gängigste Ursachentheorie lässt eine neurophysiologische Grundlage der Störung annehmen. Demnach liegt bei stotternden Menschen eine Störung der auditiven Wahrnehmung in Form von Rückkopplungsinterferenzen vor: Das eigene Sprechen kommt um wenige Millisekunden verzögert an, wird also leicht verspätet gehört, so dass es zu Unflüssigkeiten kommen kann. Umweltspezifischen Faktoren sowie Vermeidungsstrategien des Betroffenen kommen ebenso eine große Bedeutung zu. Symptome Die Primärsymptome sind die sogenannten Kloni und Toni. Kloni: „Muskelzittern“, es kommt zu Wiederholungen von Lauten, Silben, Wörtern oder Satzteilen. Beispiele: „I-I-Ich“/„Ich hab’- ich hab’- ich hab’ gesagt, dass...“ Toni: Muskelverspannungen, hör- oder unhörbares Steckenbleiben, entstanden durch massiven Druck auf die Sprechmuskulatur. Die Sekundärsymptomatik wird eingesetzt, um die Primärsymptomatik zu vermeiden. Viele stotternde Menschen möchten um jeden Preis, dass ihr Sprechen „im Fluss“ bleibt, möchten das für andere so offensichtliche Steckenbleiben verhindern. Sekundärsymptome können verbal, motorisch, vegetativ und psychisch sein. Beispiele Verbale Sekundärsymptome: Einsetzen von Aufschublauten (Embolophonien) in die Rede wie „äh“, „mh“ oder Flickworten Embolophrasien wie „ne“, „gell“, „also“ etc. Motorische Sekundärsymptome: Augen beim Sprechen zusammenkneifen / Grimassieren etc. Vegetative Sekundärsymptome: Rot werden, Schwitzen, erhöhter Puls Psychische Sekundärsymptome: Ängste, Depressionen etc. Logopädische Therapie Stottern ist sehr komplex, d. h. eine Vielzahl von Komponenten haben Einfluss auf die Symptomatik. Ebenso vielfältig sind die Behandlungsmethoden für Stottern. Im Wesentlichen kommen heute zwei Ansätze zum Einsatz bzw. werden kombiniert: Die Veränderung des Sprechens (fluency shaping), um eine hohe Sprechflüssigkeit zu erreichen sowie Non- avoidance-Ansätze (Nicht-Vermeidungs-Ansätze), bei denen das Stottern modifiziert werden soll. Letzteres Konzept lässt sich in vier verschiedene Phasen wie Identifikation, Desensibilisierung, Modifikation und Stabilisierung einteilen. Die Therapie beinhaltet u. a. ein Training für den Erwerb von besseren Möglichkeiten, auf ein erwartetes oder tatsächlich eintretendes Stotterereignis zu reagieren. Als besonders effektiv haben sich Modelle der Intervalltherapie erwiesen, wobei sich kurze intensive Therapiephasen mit längeren Praxisphasen im individuellen Umfeld abwechseln. Echtes Kindliches Stottern versus altersgemäße Sprechunflüssigkeiten Ca. 80 % der Kinder zwischen 3 und 5 Jahren haben eine Phase, in der es zu Laut-, Silben-, Wort- oder Satzteilwiederholungen kommt. Dies liegt vermutlich daran, dass sie beim Sprechen für einen Bruchteil einer Sekunde gedanklich „weiter“ sind als sprachlich - für kurze Zeit fehlen also die sprachlichen Ausdrucksmittel. Wiederholungen, wie oben beschrieben, sind die Folge. Diese sogenannten Iterationen sind nicht als Stottern zu bezeichnen. Sollten diese allerdings nach einem halben Jahr noch nicht abgeklungen sein, wäre eine logopädische Abklärung sinnvoll. Der Unterscheidung von einem echten, kindlichen Stottern und den physiologischen, also „normalen“ Entwicklungsunflüssigkeiten (Iterationen), kommt eine große Bedeutung zu.

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Redeflussstörungen:

Stottern / Poltern

Stottern

Stottern ist eine Störung des Redeflusses, deren Ursache bis heute nicht vollständig geklärt werden konnte. Es gibt zahlreiche Erklärungsversuche, von denen manche sich nicht bewahrheitet haben, andere konnten lediglich Teilphänomene des Stotterns erklären. Die momentan gängigste Ursachentheorie lässt eine neurophysiologische Grundlage der Störung annehmen. Demnach liegt bei stotternden Menschen eine Störung der auditiven Wahrnehmung in Form von Rückkopplungsinterferenzen vor: Das eigene Sprechen kommt um wenige Millisekunden verzögert an, wird also leicht verspätet gehört, so dass es zu Unflüssigkeiten kommen kann. Umweltspezifischen Faktoren sowie Vermeidungsstrategien des Betroffenen kommen ebenso eine große Bedeutung zu. Symptome Die Primärsymptome sind die sogenannten Kloni und Toni. Kloni: „Muskelzittern“, es kommt zu Wiederholungen von Lauten, Silben, Wörtern oder Satzteilen. Beispiele: „I-I- Ich“/„Ich hab’- ich hab’- ich hab’ gesagt, dass...“ Toni: Muskelverspannungen, hör- oder unhörbares Steckenbleiben, entstanden durch massiven Druck auf die Sprechmuskulatur. Die Sekundärsymptomatik wird eingesetzt, um die Primärsymptomatik zu vermeiden. Viele stotternde Menschen möchten um jeden Preis, dass ihr Sprechen „im Fluss“ bleibt, möchten das für andere so offensichtliche Steckenbleiben verhindern. Sekundärsymptome können verbal, motorisch, vegetativ und psychisch sein. Beispiele Verbale Sekundärsymptome: Einsetzen von Aufschublauten (Embolophonien) in die Rede wie „äh“, „mh“ oder Flickworten Embolophrasien wie „ne“, „gell“, „also“ etc. Motorische Sekundärsymptome: Augen beim Sprechen zusammenkneifen / Grimassieren etc. Vegetative Sekundärsymptome: Rot werden, Schwitzen, erhöhter Puls Psychische Sekundärsymptome: Ängste, Depressionen etc. Logopädische Therapie Stottern ist sehr komplex, d. h. eine Vielzahl von Komponenten haben Einfluss auf die Symptomatik. Ebenso vielfältig sind die Behandlungsmethoden für Stottern. Im Wesentlichen kommen heute zwei Ansätze zum Einsatz bzw. werden kombiniert: Die Veränderung des Sprechens (fluency shaping), um eine hohe Sprechflüssigkeit zu erreichen sowie Non-avoidance- Ansätze (Nicht-Vermeidungs-Ansätze), bei denen das Stottern modifiziert werden soll. Letzteres Konzept lässt sich in vier verschiedene Phasen wie Identifikation, Desensibilisierung, Modifikation und Stabilisierung einteilen. Die Therapie beinhaltet u. a. ein Training für den Erwerb von besseren Möglichkeiten, auf ein erwartetes oder tatsächlich eintretendes Stotterereignis zu reagieren. Als besonders effektiv haben sich Modelle der Intervalltherapie erwiesen, wobei sich kurze intensive Therapiephasen mit längeren Praxisphasen im individuellen Umfeld abwechseln. Echtes Kindliches Stottern versus altersgemäße Sprechunflüssigkeiten Ca. 80 % der Kinder zwischen 3 und 5 Jahren haben eine Phase, in der es zu Laut-, Silben-, Wort- oder Satzteilwiederholungen kommt. Dies liegt vermutlich daran, dass sie beim Sprechen für einen Bruchteil einer Sekunde gedanklich „weiter“ sind als sprachlich - für kurze Zeit fehlen also die sprachlichen Ausdrucksmittel. Wiederholungen, wie oben beschrieben, sind die Folge. Diese sogenannten Iterationen sind nicht als Stottern zu bezeichnen. Sollten diese allerdings nach einem halben Jahr noch nicht abgeklungen sein, wäre eine logopädische Abklärung sinnvoll. Der Unterscheidung von einem echten, kindlichen Stottern und den physiologischen, also „normalen“ Entwicklungsunflüssigkeiten (Iterationen), kommt eine große Bedeutung zu.